Aus Liebe zum Laufen

Aus Liebe zum Laufen

Samstag, 28. Januar 2017

Laufen nach der Babypause



Wenn man schwanger ist, lernt man mit der Zeit immer mehr Muttis und Schwangere kennen und natürlich tauscht man sich miteinander über Baby und die Welt aus.
Was ich dabei am meisten gehört habe sind Beschwerden. Beschwerden darüber, dass man den Babyspeck nicht los wird, sich aber noch nicht traut Sport zu machen. Und weil in sämtlichen Internetforen nur Gruselgeschichten erzählt werden, die einem natürlich Angst machen, möchte ich gerne meine Erfahrungen mit euch teilen und Achtung! sie sind positiv. Keine Gruselgeschichten von einer jungen Mutter die einfach nur gerne Laufen möchte.

Meine Tochter ist nun ziemlich genau 3 Monate alt und seit einem Monat trau ich mich wieder in die Laufschuhe.
Kleiner Rückblick. 
Schon in meiner Schwangerschaft hatte ich einen wahnsinnig großen Bauch. Also echt wahnsinnig groß. Wie oft musste ich mir anhören ,,Ach, Zwillinge?"
Na auf jeden Fall entstand dadurch eine sogenannte Rektusdiastase, zu deutsch, meine Bauchmuskeln hatten sich auseinander gezogen. Soweit auseinander gezogen, dass meine Hebamme ihre beiden Hände nebeneinander hineinstecken konnte. Ein wirklich ekliges Gefühl.
Als Wilhelmine auf die Welt kam, hatte sie einen Kopfumfang von 38,5 cm und ein Gewicht von 4550 g. Für alle Nicht-Mamis, das ist viel, verdammt viel. Aber irgendwoher muss Big-Bäuchlein ja auch herkommen.
Die ersten drei Wochen nach der Geburt konnte ich keinen Schritt tun. Ich war regelrecht ans Bett gefesselt. Jeder Gang bereitete mir Schmerzen und Kreislaufprobleme. Irgendwann tastete ich mich vor, erst die 800 Meter zum Supermarkt, dann der Kilometer zum Kinderarzt. Die Vorstellung in nächster Zeit einen Laufschuh von Nahem zu sehen, war echt undenkbar.
Aber wer jammert, sollte auch etwas dagegen tun.
In den nächsten Wochen begann ich mit leichten Rückbildungsübungen und wurde mit immer längeren Spaziergängen belohnt. Sogar mein Baby konnte ich immer länger mit mir rumtragen.
Ein Erfolgserlebnis.
Nach 8 Wochen war das offizielle Wochenbett vorbei und ich fühlte mich wieder recht fit. Als mein Frauenarzt sagte, es sähe soweit alles gut aus und mir viel Spaß beim Laufen wünschte, ließ ich mir das nicht zweimal sagen!
Pünktlich zu Weihnachten quetschte ich mich in meine Laufklamotten und lief meine ersten 4 km seit einer gefühlten Ewigkeit, oder eben seit 5 Monaten.
Abgesehen davon, dass meine Kondition nicht mehr mit mir sprach, hatte ich noch 10 kg Babyspeck mit mir zu tragen. Wer denkt, dass mit der Geburt der Bauch weg ist, Pustekuchen. Was bleibt ist ein schwammiges Etwas, dem man die Luft abgesogen hatte.

Mittlerweile ist ein Monat vergangen und ich laufe gut drei Mal die Woche zwei bis fünf Kilometer, je nach Gefühlslage.
Worauf ich achten muss, ist zum einen, dass ich vernünftig abrolle um meinen Beckenboden zu schonen. Auch wenn man ihn nicht spürt, man kann es nicht oft genug sagen, er ist nicht zu unterschätzen! Und aus dem Grund sind meine täglichen Übungen wichtig, denn wer möchte schon mit Mitte Zwanzig inkontinent sein?
Außerdem durfte ich, eben wegen der gerade erwähnten Rektusdiastase, nicht meine graden Bauchmuskeln trainieren, weil sonst das Risiko besteht, dass sich die Muskeln nicht mehr zusammen ziehen. Für meinen Rumpf eine etwas wackelige Angelegenheit.
Zum anderen muss ich mehr denn je in mich hineinhorchen und aufhören, wenn es zu viel für meinen Körper wird.
Im Moment brauche ich noch etwas über 30 Minuten für 5 km, was sehr frustrierend sein kann, aber gerade jetzt sollte man sich in Geduld üben. Denn ich glaube oder hoffe wenigstens, dass irgendwo in den Tiefen meines Erinnerungsvermögen ein kleines Männchen sitzt, das noch ganz genau weiß, dass ich schon lange und viel gelaufen bin 😄

Der Eine wird nun vielleicht schimpfen, ich solle nicht so schnell machen und der Andere fasst sich an den Kopf, weil das alles so grausam klingt.
Also ja. Eine Geburt tut weh. Da gibt es nichts schön zu reden und auch danach wird man von den Schmerzen nicht verschont.
Aber wie jede andere Wunde auch, verheilt auch diese. Und man darf nicht vergessen wofür das ganze gut ist. Mir wurde eine wundervolle Tochter geschenkt und für sie würde ich mich sofort nochmal 12 Stunden dahin legen!

Achso und das Happy End, ich hatte ja eine Nicht-Gruselgeschichte versprochen, mir geht es hervorragend!
Von Lauf zu Lauf schaffe ich immer mehr. Mehr Kilometer, mehr Tempo. Ja ich habe sogar schon meinen ersten ,,Wettkampf" absolviert. Im Ziel kamen mir die Freudentränen, einfach weil ich ohne jede Beschwerde durchgelaufen bin, wobei ich mir sicher bin, dass die Leute dachten ich weine wegen der grottigen 32 Minuten.
Die Kilos purzeln in Zeitlupe, aber sie purzeln.
Meiner Hebamme dürfte ich von alldem am Besten gar nichts erzählen, aber mein lieber Beckenboden hält da dicht.