Aus Liebe zum Laufen

Aus Liebe zum Laufen

Montag, 8. Juni 2015

Man kann nicht immer gewinnen

Dieses Jahr habe ich es leider nicht auf das Siegertreppchen geschafft. Nun gut was will man bei solchen Zeiten erwarten?
Aber  ganz egal ob man ein Hobbyläufer ist der 24 Minuten braucht oder ein Profiläufer ist der das Ding in 16 Minuten vernascht, man weiß nie was kommt. Und vor allem wer kommt. Da wiegt man sich in absoluter Sicherheit, sieht sich schon auf dem Treppchen stehen und dann bauen sich da die Schnellsten der Schnellen vor dir auf. So wenig wie möglich an, damit man auch nicht einen Muskel an ihrem Körper verpasst, zuppeln ihre Startnummer zurecht damit der Sixpack auch frei liegt, rücken ihre 200 Euro Sonnenbrille gerade, die der Kopfform natürlich optimal angepasst wurde und dann, und das ist wohl das Einzige an ihrer Ausstattung das etwas wiegt, geht das Gepiepse auf ihrem überdimensionalen Bordcomputer los damit sie während des Laufs auch ja nichts verpassen! Pace, Zeit, Geschwindigkeit, Kalorienverbrauch, Trittfrequenz, Herzfrequenz, Luftdruck, Temperatur, Eisprung... und dann geht es los. Der Startschuss fällt und die Gazellen fliegen davon. Ich stehe immer noch vollkommen irritiert in ihrer Staubwolke und versuche meinen Husten zu kontrollieren. Nun setzen sich auch meine Beine in Bewegung. Links, rechts, links, rechts, na das klappt doch ganz prima und das ohne den ganzen Schnick Schnack!
Ein paar hundert Meter weiter steht Papa an der Strecke, er begleitet mich während des Laufes um mich ein bisschen zu ziehen oder vielleicht auch um mich vom Asphalt zu kratzen, falls ich die Hitze nicht überlebe. Wahnsinn ist das warm! Ich kneife die Augen zusammen, so eine super Sonnenbrille wäre jetzt nun wirklich nicht verkehrt, ich sehe kaum etwas. Moment mal! Ist das nicht mein T-Shirt? Und der Typ der da drin steckt, ist das nicht mein Freund? Wann ist der denn schneller geworden als ich? Oder bin ich langsamer geworden? Wie sich später rausstellte.. beides war der Fall.
Wir laufen durch Sandhügel, ein paar Meter über eine Bahn und dann durch den Wald und dann wieder über einen Parkplatz auf die Straße. Wären nicht so viele Läufer um mich herum hätte ich schwören können ich hätte mich verlaufen.
Papa läuft gemütlich die Zeit die ich laufen sollte, also weit vor mir. Ab und zu lässt er sich zu mir zurück fallen und jammert:,, Du musst schneller werden, allmählich wird mir langweilig!"
Keuchend versuche ich ihn in die Seite zu boxen, aber Kraft ist für meine Ärmchen im Moment ein absolutes Fremdwort. Schneller werden? Ich weiß ja gar nicht wie schnell ich gerade bin und bei welchem Kilometer wir sind weiß ich auch nicht. Papa will mir das ja nicht sagen. Sowas beklopptes! Wo sind die Flitzepiepen mit ihren Zeitmaschinen?
Ich schaue an mir runter und sehe meinem Bauch zu wie er im Takt mit schwingt. So ein paar Muckis könnte ich schon vertragen. Wenn ich könnte würde ich seufzen, aber dafür fehlt mir der Atem.
Vor mir bleibt ein Typ in meinem Alter stehen, verschnauft, rennt wieder los und voll in mich rein. Na toll, der Lauf ist für mich mehr als gelaufen.
Als ich aufs Ziel zu laufe ist Papa schon längst verschwunden und ich kämpfe mich die letzten paar Meter durch.
Meine Zielzeit weiß ich nicht mehr, denn ich habe weder auf die Uhr geschaut noch tauche ich auf der Ergebnisliste auf. Ganz so als hätte ich bei diesem Lauf nie existiert. Aber wer weiß wofür das gut ist!

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